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Gelebte Diversität mitten im Quartier

Unter dem Motto «blubb» wird bei der GHG Sonnenhalde Tandem gewaschen, der Begriff «flick» steht für das hauseigene Nähatelier. Beide Bereiche haben vor fünf Jahren in der «Macherei» eine Heimat gefunden. Dieser Laden im St.Galler Rotmonten-Quartier ist etwas Besonderes, wie ein Augenschein zeigt.

Der Name sagt alles: Die Macherei ist ein Ort, an dem angepackt wird. Das Team im Laden an der Guisanstrasse 86 in St.Gallen wäscht, bügelt, pflegt und repariert Tex­tilien. Ausserdem gehören selbst gefertigte Produkte sowie Leckereien aus den verschiedenen Bereichen der Tagesstruktur zum Angebot. «blubb» und «flick» steht in bunten Buchstaben an den Schaufenstern. Wer diesen modern eingerichteten Laden mit Café-Ecke betritt, merkt schnell: Hier sind alle willkommen. Die Macherei ist ein gutes Beispiel für gelungene und ­gelebte Diversität.

Mit dem Elektromobil werden die Wäschestücke von Standort zu Standort transportiert. Das Lenken dieses aussergewöhnlichen Gefährts vom Trittbrett aus will gelernt sein!

Berufliche Fähigkeiten lernen und ausbauen
Fast fünf Jahre ist es her seit der Eröffnung der Macherei. In dieser Zeit sind neben zahlreichen Kundinnen und Kunden auch viele Mitarbeitende mit Unterstützungsbedarf im Laden ein- und ausgegangen. Momentan arbeiten sieben Klientinnen hier, «alles Frauen, das hat sich einfach so ergeben», sagt Gruppenleiterin Roxanne Villot und lacht. Schon lange dabei ist Ariane Ganz, die soeben an der Nähmaschine sitzt. Darauf angesprochen, was sie an der Macherei besonders schätze, sagt sie: «Mir gefällt hier einfach alles!» Die 42-Jährige wurde ursprünglich im ­Bereich Wäscherei ausgebildet und näht auch in ihrer Freizeit gern. Deshalb könne sie neben Flickarbeiten auch eigene Projekte über­nehmen. Sie zeigt auf einige hübsch ­ge­musterte Kinder­kleidchen, die zum Verkauf angeboten werden. «Diese habe ich aus Stoffresten selbst gemacht und jedes ist ein Unikat.»

Ariane Ganz arbeitet in der «Macherei» an der Nähmaschine.

«Mir gefällt hier einfach alles!»

Sichtbar und nahbar
Neben den hauswirtschaftlichen Tätig­keiten für Ausgelernte wird in der Macherei eine PrA-Ausbildung im Bereich Detail­handel angeboten. PrA, das bedeutet Praktische Ausbildung. Dieses niederschwellige Berufsbildungsangebot richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten. Schon drei junge Menschen mit Unterstützungsbedarf haben ihre Verkaufslehre in der ­Macherei abgeschlossen. Der direkte Kontakt zu den Kundinnen und Kunden ist ­einer der Gründe, warum der Laden eröffnet wurde. «Wir wollten im Quartier sichtbarer und nahbarer werden», erklärt Beat Eugster, der bei der GHG Sonnenhalde Tandem die Gesamtverantwortung für den Bereich ­Arbeit innehat. Früher sei das anonymer abgelaufen. «Das war nicht mehr zeit­ge­mäss», findet Beat Eugster. Ihm und seinem Team war es zudem wichtig, als Arbeit­geberin für Schulabgängerinnen und -abgänger attraktiv zu sein.

 

Auch diese Waren aus den haus­eigenen Produktionsstätten der GHG Sonnenhalde Tandem gehören zum Angebot der «Macherei»: Gewürz­mischungen, Snacks, Brotaufstriche und Textilwaren.

Der Donnerstag – ein Highlight
In der Wäscherei werden nicht nur Aufträge von Privatpersonen ausgeführt, sondern auch solche von Geschäftskunden wie Altersheimen und Restaurants. Für den Transport der Waren von da nach dort nutzt das Team ein kleines Elektromobil. Libera Pelusi, Leiterin der Wäscherei, ­präsentiert eine beeindruckende Zahl: Rund zwei Tonnen Textilien verarbeitet ihr Team jeden Monat.

 

«Hier muss man genau hinschauen und exakt arbeiten.»

Gleich hinter dem Eingang rattern grosse Waschmaschinen und Tumbler. Im hinteren Teil der Räumlichkeiten sind mehrere Frauen im Einsatz. Um Leintücher faltenfrei zu glätten, arbeiten sie zu viert an einer riesigen Wäschemangel. Nachgebessert wird mit einem Handbügeleisen. Die 34-jährige Tamara Hardegger übernimmt diese Aufgabe gekonnt. «Hier muss man genau hinschauen und exakt arbeiten», ­erzählt sie. Auf die Frage, was ihr an ihrem Beruf am besten gefalle, sagt sie: «Natürlich der Donnerstag!» Dann fahre sie mit einigen Arbeitskolleginnen ins Wohn- und Pflegezentrum GHG Maurini nach Mörsch­wil, um die Wäsche vor Ort zu erledigen. Für sie sei das eine willkommene Abwechs­lung und ein spannender Einblick in den ersten Arbeitsmarkt, und sie fügt an: «So ist immer etwas los!»

Besuchen Sie die Macherei an der ­Guisanstrasse 86 in St.Gallen.
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