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Bereit für die Arbeitswelt

Was tun nach der Schule? Diese Frage stellen sich Schülerinnen und Schüler mit einer körperlichen Beeinträchtigung genauso wie alle anderen Jugendlichen. An der CP-Schule begleiten wir sie eng in diesem Prozess. Und manchmal kommen unkonventionelle Ideen und Lösungen zustande.

«Die berufliche Orientierung ist auch bei uns ein Schulfach», sagt Petra Mantz, Institutionsleiterin der CP-Schule. Bei ihren Schülerinnen und Schülern braucht es individuelle Lösungen. Ein Berufsberater legt zusammen mit den Eltern, den Jugendlichen und den Fachpersonen fest, in welche Richtung es gehen soll. Hier stellen sich Fragen, die alle Jugendlichen betreffen: Was sind meine Vorlieben und Begabungen? Wo und in welcher Form kann ich diese einsetzen? Dazu kommen auch ernüchternde Themen: die körperliche Leistungsfähigkeit und die geeignete Infrastruktur. Und die Frage, ob die Jugendlichen den Arbeitsweg selbständig bewältigen können. Die meisten von ihnen sind zu diesem Zeitpunkt 17 oder 18 Jahre alt. Viele der Schülerinnen und Schüler hatten zahlreiche Operationen und Aufenthalte in Rehakliniken, sodass die Schulzeit zwei bis drei Jahre verlängert wurde.

Alice Spescha, Bewohnerin der GHG Rosenberg, hat mit Asha Abdillahi eine Sparringpartnerin gefunden.

Zusammen mit den Fachpersonen klären die Jugendlichen ab, ob bei ihnen eine zweijährige Praktische Ausbildung (PrA) infrage kommt. Gerade in den Bereichen Garten, Küche, Industriearbeit, Logistik oder Handwerk gibt es solche Möglichkeiten. Wer sich etwas mehr zutraut, kann ein Eidgenössisches Berufsattest (EBA) ins Auge fassen. Je nach Beeinträchtigung kommt auch ein Arbeitsplatz im zweiten Arbeitsmarkt oder eine Beschäftigung infrage. Ein zentrales Kriterium bleibt jedoch: Bringe ich mit meiner körperlichen Beeinträchtigung die geforderte Produktionsleistung?

Etwas Gutes bewirken

Für Asha Abdillahi gab es aufgrund ihrer starken körperlichen Beeinträchtigung nur wenig Optionen. Asha hat eine komplexe Cerebralparese. Das heisst, sie kann die Muskeln ihres Körpers nicht vollständig kontrollieren. Die 18-Jährige ist mit dem Elektrorollstuhl unterwegs, den sie mit dem Fuss steuert. «Ich wollte nicht einfach in ein Beschäftigungsprogramm», sagt Asha. «Ich wollte etwas Gutes bewirken. Ich kann zum Beispiel älteren Menschen Aufmerksamkeit und Liebe schenken.» Asha arbeitet heute als Praktikantin einmal pro Woche in der GHG Rosenberg. Sie geht mit den Bewohnenden spazieren, spielt mit ihnen UNO oder Tischfussball oder hilft beim Gedächtnistraining. In enger Zusammenarbeit mit Sonnenhalde Tandem und der GHG Rosenberg erarbeiteten die Verantwortlichen diese individuelle Lösung.

Petra Mantz ist überzeugt: Das Beispiel von Asha ist ein Türöffner zum Umdenken in der Arbeitswelt: «Wir zeigen damit: Die weichen Faktoren sind ein Mehrwert für den Betrieb.» Ab Sommer 2022 wird Asha in der GHG Rosenberg arbeiten, begleitet durch einen Jobcoach von Sonnenhalde Tandem.

Asha Abdillahi, 18, schenkt den Bewohnerinnen und Bewohnern der GHG Rosenberg Aufmerksamkeit und unternimmt etwas mit ihnen.

Sie kommuniziert mit dem Computer, wenn sie etwas genauer erklären will.

Geduldig warten und trainieren

Die Zusammenarbeit unserer GHG-Institutionen war auch für Wiktoria Wojtczak ein Glücksfall. Die 18-Jährige wollte am liebsten in einer Wäscherei arbeiten und dort die PrA-Lehre absolvieren. Wie in allen Wäschereien zeigte sich auch bei der Wäscherei von Sonnenhalde Tandem, dass Wiktoria sitzend in ihrem Elektrorollstuhl die notwendigen Arbeiten nicht ausführen kann. Sie konnte aber einen Elektrorollstuhl mit Stehfunktion beantragen. Dies bedeutet für sie eine weitere Verlängerung der Schulzeit, damit sie sich auf die neue körperliche Herausforderung vorbereiten kann.

Wiktoria ist fest entschlossen. Der neue Elektrorollstuhl wurde im Februar geliefert, und so übt sie jetzt zusammen mit einer Physiotherapeutin, über längere Zeit zu stehen. «Das schafft sie auf jeden Fall. Sie trainiert intensiv», sagt Petra Mantz. «Und sie freut sich riesig auf ihren Ausbildungsplatz in der Wäscherei.»

Wiktoria Wojtczak, 18, hat neu einen Elektrorollstuhl mit Stehfunktion. Diesen benötigt sie für ihre zukünftige Arbeit in der Wäscherei.